Besuchen Sie Deltebre, die Hauptstadt des Ebrodeltas

Es ist nicht genau bekannt, wie die Ortsteile La Cava und Jesús i Maria einst entstanden sind. Jedoch wird die Besiedlung dieses Gebiets erstmals während der Zeit der christlichen Eroberung erwähnt, die Mitte des 12. Jahrhunderts von Tortosa aus erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt wird das Delta für die Einwohner von Tortosa zu einem Land für „Nutzung und Gebrauch“ und bildet dank seiner natürlichen Ressourcen wie Salz, Salzkraut, Fisch usw. eine wichtige Quelle des Reichtums.

Im 17. Jahrhundert kam es für die heutige Ortschaft Deltebre zu einem einschneidenden Ereignis: Der Fluss änderte seinen Lauf und er verließ die gewundenen Mäander, die ihn durch Marquesa und Goleró bis zur Mündung führten, um jetzt in gerader Linie zum Meer zu fließen, so wie es auch heute noch der Fall ist.

Möglicherweise wurde diese Richtungsänderung des Flusses durch den Bau eines Bewässerungsgrabens (oder „Cava“ genannt) begünstigt. Dieser könnte zwischen dem einstigen Flussbogen im heutigen Ortskern von Deltebre und den Lagunen angelegt worden sein, die sich im tiefer liegenden Teil zwischen dem Ort und der Catxa befanden. Tatsächlich könnte dieser Bewässerungsgraben der Ursprung für die Ortsbezeichnung La Cava sein.

Man weiß von mehreren vereinzelten Siedlungen und Ortschaften, die sich in Pregó, Racó de Bomba und Galatxo befanden. Die Änderung des Flusslaufs zwang diese Siedlungen zu einer Verlegung, um sich wieder dem Fluss zu nähern, der mehr natürliche Ressourcen bot, wie zum Beispiel im oberen Teil des Flussufers (Region Hortets) und unteren Teil (ehemalige Region von La Cava). Auf diese Weise kamen Menschen in beide Regionen, das Land wurde bestellt und inmitten des ehemaligen Mäanders wurden Gebäude errichtet, bis die neuen Siedlungen im 19. Jahrhundert schließlich ausreichende Bedeutung erlangten und das Bistum Tortosa 1818 den Bau der Kirche Sant Miquel veranlasste.

Doch die wohl wichtigste Veränderung für die Gemarkungen Jesús i Maria und La Cava kam mit dem Bau der zwei Kanäle, vor allem des linksseitigen Kanals im Jahre 1912, da dadurch der Reisanbau ermöglicht wurde, der sich zum wichtigsten Wirtschaftsgut entwickelte. Die Entfaltung des Reisanbaus wurde durch die 1955 gegründete Cambra Arrossera (Reis-Kammer) von La Cava gefördert, sowie durch die ein Jahr später ins Leben gerufene Cooperativa Arrossera (Reis-Genossenschaft) von Jesús i Maria. Dadurch kam es in den Dörfern auf der linken Seite des Ebrodeltas zu einem starken Bevölkerungswachstum.

Jahrelang war der Fluss mit den Lateinerseglern für den Warentransport und dem Vaporet (Wasserbus) für den Personenverkehr der wichtigste Transportweg, da Landwege und Straßen fehlten oder in schlechtem Zustand waren. Daher stellte die Ankunft vom Carrilet (Eisenbahn) im Jahre 1927 eine echte Revolution für den Transport und Verkehr dar, da dadurch die Öffnung der bisher recht isolierten Region ermöglicht wurde. Im Laufe der Jahre verschwanden all diese Transportmittel im Zuge des verbesserten Straßennetzes.

Beide Gemarkungen sind auf Verwaltungsebene und hinsichtlich der Gemeindeleistungen stets ignoriert worden. Die daraus erwachsene Unzufriedenheit führte dazu, dass sich die beiden Ortsteile in einem ersten Abspaltungsversuch in den 30er Jahren zusammenschlossen. Nach jahrelangem zähem Kampf konnten sich die beiden Ortsteile am 20. Mai 1977 schließlich von Tortosa abspalten und es entstand die Gemeinde Deltebre.

Diese Abspaltung war Ausgangspunkt für grundlegende Veränderungen bei der Versorgung mit notwendigen Dienstleitungen und Infrastruktur für die zukünftige Entwicklung von Deltebre, das heute mit etwa 12.000 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde des Landkreises Baix Ebre ist.